Die Narrativ-Wirkstatt

Mit dem Futopia Zukunftslab wollen wir herausfinden, welche Narrative rund um sozialen Wandel und Nachhaltigkeit für breitere Bevölkerungsschichten funktionieren. Weil wir es als Menschen in den 70er- oder spätestens den 80er-Jahren verpasst haben, zu reagieren, geht es nun nicht ohne Suffizienz. Wie die Diskussion aber immer wieder zeigt, kann die Mitte der Gesellschaft aber mit einem Verzichtsnarrativ nicht erreicht werden. Wir brauchen neue Narrative. So drückt es in einem Interview mit der Republik auch Nikolaj Schultz aus, ein Soziologe, der an der Universität Kopenhagen forscht und bis zu dessen Tod einer der engsten Mitarbeiter von Bruno Latour war. Um sein Buch «Landkrank» gibt es in der Klima- und Nachhaltigkeitsbewegung einen regelrechten Hype.

»Sosehr ich die Anliegen der Grünen unterstütze, sie betreten die Bühne und sagen: Die Welt geht unter und wir müssen handeln. Sie sind panisch. Sie moralisieren. Aber Moralismus ist langweilig und Panik ermüdend. Wie oft haben Sie schon eine Kandidatin einer grünen Partei gehört, die mit neuen Visionen oder Erzählungen besticht? Die Grünen haben sich auf Moralismus ausgeruht, auf Fatalismus, auf Apokalypse, stets in einem pädagogischen Ton. Sie haben kein kulturelles Narrativ entwickelt. Aber die kulturelle Festung ist strategisch sehr wichtig, wenn man das Reich der Politik erobern will. Die Grünen müssten Klima­themen positiv und interessant machen, ja gar sexy, damit sich die Menschen dafür interessieren. Menschen handeln eher, wenn sie berührt werden.« Nikolay Schultz, Autor von Landkrank im Interview mit der Republik, 10.2.2024.

Der Zukunftslab-Gründer Manuel Benjamin Lehmann hat dazu mit »Das schöne Leben 2.0« einen Essay geschrieben. Als Fortsetzung soll in zwanzig Themenbereichen jeweils ein partizipativer Prozess initiiert werden, um neue Narrative zu finden, die mehrheitsfähig sind oder für ganz spezifische Gruppen von Menschen, wie z.B. Tourist:innen oder die Bauern, ansprechen. Dabei haben Rollenspiele eine wichtige Funktion. Diese Prozesse werden von Künstler:innen (Neue Medien, Video, Illustration, etc.) begleitet, die diese Narrative in Bilder und Botschaften umsetzen.

Im Rahmen von Veranstaltungen wie jährlich stattfindenden Zukunftsfestivals, Märkten, Ausstellungen, Strassenbefragungen und Dialogräumen testen wir diese und bauen so im Prozess Feedbackschleifen ein. LLaufend dokumentieren wir die Prozesse für eine breitere Öffentlichkeit auf Steady, einer Community-Plattform für unabhängigen Journalismus. Auch publizieren wir die aus den künstlerischen Prozessen entstehenden positiven Zukunftsgeschichten, Botschaften und Bilder auf der Medien-Plattform Steady. Wir suchen zudem den Austausch mit Universitäten, Hochschulen und NGOs in spezifischen Fachgebieten sowie dem Fachbereich der Umweltkommunikation. Dazu kommt »WunderWelt« als Teilprojekt, mit dem wir unser Verhältnis zur Natur untersuchen.

Wir bilden aus unserem Netzwerk heraus Teams von Menschen, die sich mit Umweltkommunikation und -psychologie, Partizipation und Community Building sowie mit Kunst und Kultur auseinandersetzen. Diese interdisziplinären Teams sprechen dann themenspezifisch entsprechende Zielgruppen an, um in partizipativen Prozessen und mit der Methode des Rollenspiels neue Narrative zu entwickeln. Unter Team erfährst Du, wer bereits dabei ist oder im Prozess mitgewirkt hat.

Das Zukunftslab setzt einen starken Fokus auf ländliche Regionen und Kleinstädte. In den grösseren Städten sind Nachhaltigkeit und Klimathemen mehrheitsfähig. Auf dem Land wird der anstehende Wandel eher als Bedrohung wahrgenommen (die wollen uns etwas wegnehmen, respektive uns etwas verbieten). Zudem ziehen die kreativen Kräfte (Gründer:innen, Kreativarbeiter:innen, Künstler:innen, Umweltwissenschaftler:innen, etc.) häufig weg. Es fehlen somit die Initiator:innen von Veränderungsprozessen. Wir suchen die Zusammenarbeit mit innovativen Gemeinden und Projekten wie Lichtensteig und Buttisholz. Vor allem wollen wir aber einen Fokus auf Egnach, die Region Oberthurgau und den Bodensee legen. Hier soll das Zukunftsdorf entstehen. Bereits jetzt stehen auf einem ehemaligen Mosterei-Areal Räume zur Verfügung (Ateliers, Künstler:innenresidenzen, Räume für Coworkation, Ton- und Filmstudio). Auch haben wir die Mitmachregion Oberthurgau lanciert. Wir wollen also nicht nur in Prozessen herausfinden, welche Narrative funktionieren, sondern auch einen Veränderungsprozess anstossen.

»WunderWelt«

»WunderWelt« ist Wunderkammer und Panoptikum. Auf über zweihundert Quadratmetern entsteht eine Art bewohnbares Museum, das sich mit unserem Verhältnis zur Natur auseinandersetzt. Ein Teil davon ist die Schönheit der Natur wahrzunehmen, zu fühlen und zu ergründen. Und dies aber nicht als »reale Natur«, sondern als ein Abbild von Natur, inszeniert im ehemaligen Verwaltungsgebäude des Obstsaftproduzenten Thurella, der sich auf seine Art und Weise ja auch mit kultivierter Natur auseinandergesetzt hat. Dabei interessiert uns auch die Frage, ob es »wilde Natur« überhaupt noch gibt, oder ob Natur immer kultiviert ist. Was wäre, wenn wir den konstruierten Gegensatz von Zivilisation vs. Natur auflösen? Wenn wir Zivilisation als Natur wahrnehmen und Natur als kultiviert, respektive als Teil der Zivilisation? In diesem Kontext interessieren uns auch indigene Sichtweisen, die die Natur als beseelt wahrnehmen. Dies aber nicht im Sinne einer Verklärung, sondern in einem wissenschaftlichen Sinn, um der Esoterik etwas entgegenzusetzen und zugleich ihren Sinn zu ergründen, weil darin vermutlich eine tiefe Sehnsucht steckt.

Wir schaffen verschiedene Wunderkammern, die besucht und teilweise auf Zeit bewohnt werden können. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema kann mehr Raum einnehmen als ein Besuch von einer oder zwei Stunden. Es ist möglich, hier Ferientage oder -wochen zu verbringen, in einem künstlichen (abgeleitet von Kunst) Naturraum auf einem ehemaligen Industrieareal, wo nebenan gebaut wird, mindestens teilweise im Sinne des Zukunftsdorfes (ein zweites Areal kommt vielleicht dazu, dann wird es zum Zukunftsdorf). Diese »WunderWelt« wird erschaffen in einer Kooperation mit dem Künstler Herbert Kopainig, der in Aussicht gestellt hat, dafür Teile seines Lebenswerkes zur Verfügung zu stellen, sowie weiteren Künstler:innen und Gestalter:innen, die die Brücke schlagen zwischen den Gedankenwelten von Manuel Benjamin Lehmann, Autor von dem Essay »Das schöne Leben 2.0«, Gründer des Thinkpact Zukunft, Ima Adama sowie dem Futopia Zukunftslab und dem Panoptikum von Herbert Kopainig. Eine kleine Bibliothek mit zur »WunderWelt« passenden Büchern rundet das Ganze ab. So ganz im Trockenen ist das ganze Projekt aber noch nicht. So braucht es dafür noch Finanzierung. Hier kannst Du aktiv werden und die »WunderWelt« mittragen. Jede Interaktion wird die »WunderWelt« nicht nur ermöglichen, sondern auch wieder verändern.

Sei dabei!

Sei ein Teil der »WunderWelt«. Wir schaffen einen lebendigen Treffpunkt für Menschen, die sich dafür interessieren, wie das Potential von Kunst und Partizipation mittels Ko-Kreation für einen (Kultur-)Wandel eingesetzt werden kann. Verbringe Deine Ferien in diesem einmaligen Kulturraum. Werde Teil der Communty, in dem Du Dich mit einem monatlichen Beitrag beteiligst. Dafür stehen Dir die Räume für Ferien, Besuche, Coworking und wenn passend, die Durchführung von kleineren Veranstaltungen zur Verfügung.